15 Mai 2024
Zum heutigen Internationalen Tag der Familie möchten wir die Vielfalt und die unterschiedlichen Formen des Familienlebens würdigen. Deshalb stellen wir Ihnen Sophia (Name von der Redaktion geändert), eine zweifache, alleinerziehende Mutter aus unserer betreuten Struktur Yua in Gonderingen vor, die – stellvertretend für viele andere Mütter und Väter in Notlagen – steht. Ein Porträt.
Die 26-jährige Sophia sieht aus wie viele andere junge Frauen in ihrem Alter und doch unterscheidet, sich ihr Leben von vielen ihrer Altersgenossen: Gemeinsam mit ihren zwei kleinen Kindern lebt die Luxemburgerin in einer betreuten Einrichtung, welche ausschließlich jungen, alleinerziehenden Eltern (Mütter oder Väter) vorbehalten ist.
Ein Rückblick: Sophia steckte mittendrin in ihrer dreijährigen Ausbildung zur Polsterdekorationsnäherin in Deutschland, als sie von ihrem damaligen Partner schwanger wurde. Ihre Beziehung zu den Eltern war schwierig. „Über meine Schwangerschaft waren meine Eltern damals nicht froh“, erzählt sie. Auch weil sich im Laufe der Zeit herausstellte, dass die Beziehung mit ihrem Ex-Mann in vielerlei Hinsicht problematisch war und das Paar sich später trennte.
Das „Office national de l’enfance“ (ONE) und eine andere Sozialbehörde haben gemeinsam eine Lösung gesucht und die gebürtige Escherin zum Service „Centre d‘Accueil Norbert Ensch“ (CANE) des Luxemburger Roten Kreuzes vermittelt, genauer gesagt in die Wohnstruktur Yua in Gonderingen, die vorher viele Jahre im „Kréintgeshaff“ in der Gemeinde Contern untergebracht war.
Seit drei Jahren lebt Sophia inzwischen mit ihren zwei Kindern (3 Jahre & 16 Monate) in der Einrichtung und teilt das Wohnhaus mit drei weiteren jungen, alleinerziehenden Müttern. „Als ich hier einzog, war es nicht einfach für mich. Meine Tochter kam ein Monat zu früh auf die Welt. Mir ging es nicht gut, ich war aggressiv. Weil ich mein Leben besser in den Griff bekommen wollte, habe ich erfolgreich eine Therapie bei einer Psychologin abgeschlossen“, berichtet die Alleinerziehende rückblickend.
Apropos Wohngruppe Yua
Angefangen hat alles 2018. Damals war die Einrichtung Yua des Roten Kreuzes noch ein Pilotprojekt. Bereits zwei Jahre später ist daraus eine eigene Abteilung geworden, deren Leistungen vom Staat finanziert werden. Diese Struktur richtet sich speziell an junge Mütter wie Sophia, aber auch an junge Väter zwischen 18 und 27 Jahre. Diese benötigen eine Art „Trainingslager“ für verschiedene Dinge des täglichen Lebens. Zudem sollen die jungen Alleinerziehenden bei der Elternschaft unterstützt werden. Ziel des Ganzen: die Bindung zum Kind stärken und selbständig werden.
In dieser Einrichtung haben Sophia und die anderen Frauen die Möglichkeit, in einem eigenen Zimmer mit Badezimmer (Küche und Kinderspiel-Zimmer werden gemeinsam genutzt) autonom mit ihren Kindern zu leben und gleichzeitig – bei Bedarf – rund um die Uhr betreut zu werden.
„Ich möchte den Motorradführerschein machen, in den Urlaub fahren, heiraten und wünsche meinen Töchtern, dass sie ein besseres Leben haben werden. Deshalb habe ich für sie schon ein Sparkonto angelegt.“
Sophia, alleinerziehende Mutter von zwei Kindern
Aktuell sind insgesamt drei Sozialpädagogen, drei Erzieher, eine Kinderkrankenschwester, eine Kinderpflegerin sowie vier „Aides socio-familial“ in der Gruppe Yua tätig. Sie bringen den jungen Eltern alles bei, was man als Mutter bzw. als Vater alles können muss. Angefangen vom richtigen Waschen und Füttern des Babys bis hin zu dem Verwalten des eigenen Geldes. Aber auch das Thema Schule, Ausbildung, Arbeit oder die Suche nach einem Kinderkrippenplatz wird gemeinsam angegangen.
Und das mit Erfolg: Die meisten jungen Eltern gehen nach drei bis vier Jahren tatsächlich ihren eigenen Weg und können gestärkt die Gruppe Yua verlassen. „Ich habe seit einiger Zeit einen neuen Freund. Wir sind gerade auf der Suche nach einer gemeinsamen Wohnung, auch wenn wir wissen, dass das hierzulande nicht einfach ist. Ich möchte auch unbedingt einen Job als Verkäuferin finden und habe schon einige Bewerbungen abgeschickt. Ich will jetzt mein Leben selbst im Griff haben“, betont Sophia. Familie bedeute für sie eine große Verantwortung, sie selbst möchte ein Vorbild für ihre zwei Töchter sein.
Auf die Frage, was ihre Zukunftsträume sind, muss die junge Mutter nicht lange überlegen: „Ich möchte den Motorradführerschein machen, in den Urlaub fahren, heiraten und wünsche meinen Töchtern, dass sie ein besseres Leben haben werden. Deshalb habe ich für sie schon ein Sparkonto angelegt“, erzählt Sophia zum Abschied.