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Neuer Ansatz in der Sozialarbeit: Die Sozialisierung des Tieres durch seinen Besitzer

26 August 2024

Das Projekt „Pattegäng„, das im Februar 2024 vom der Streetwork-Abteilung der SALU in Zusammenarbeit mit „PatteClub“ ins Leben gerufen wurde, bietet kostenlose Hundeerziehungskurse für Obdachlose oder für Menschen in prekären Situationen an.

Diese Initiative zielt darauf ab, die Lebensqualität der Hilfeempfänger und ihrer Hunde zu verbessern und gleichzeitig auf die steigende Nachfrage nach einer geeigneten Betreuung zu reagieren. So werden nun gemeinsam mit dem „PatteClub“ alle zwei Wochen Erziehungskurse für Hunde angeboten, die entweder im Park Kinnekswiss oder in der Stadt stattfinden, um die Besitzer und ihre Hunde mit realen Situationen zu konfrontieren.



Ein innovatives Projekt, das auf echten Bedarf reagiert

Das Projekt „Pattegäng“ entstand aus einer Feldbeobachtung durch das Streetwork-Team der Abteilung SALU. Der graduierter Erzieher Christian erklärt: „Wir haben festgestellt, dass es viele obdachlose Menschen mit Hunden gibt, und das entsprach auch einer Nachfrage unserer Leistungsempfänger.“

In Nothilfeeinrichtungen und Nachtunterkünften wie der Wanteraktioun (WAK) oder dem Nightshelter gab es bereits Lösungen, um Menschen mit ihren Hunden aufzunehmen.

Es fehlte jedoch eine spezielle Unterstützung für die Ausbildung der Hunde, die den Obdachlosen oder für Menschen in prekären Situationen gehören. Diese Hunde spielen eine entscheidende Rolle im Leben ihrer Besitzer, bieten unbezahlbare Gesellschaft und oftmals emotionale und physische Sicherheit. Doch ohne Zugang zu Hundeerziehungskursen kann es für die Besitzer schwierig sein, das Verhalten ihrer Tiere effektiv zu steuern, was ihren ohnehin schon prekären Alltag noch weiter erschweren kann.

Seit dem Start des Projekts nehmen drei bis fünf Personen regelmäßig an diesen Kursen teil, trotz der Unwägbarkeiten des Lebens auf der Straße.

Sara, Sozialarbeiterin bei SALU Streetwork, betont die Bedeutung dieser Initiative: „Angesichts dieser Situation haben uns einige Hilfeempfänger gefragt, ob es erschwingliche oder kostenlose Erziehungskurse gibt. Da wir nichts dergleichen für sie finden konnten, haben wir beschlossen, mit Hilfe von Partnern wie dem ‚PatteClub‘ einen kostenlosen Kurs zu organisieren.“

Konkrete Vorteile für die Teilnehmer und ihre Hunde 

Anna-Lena, , eine ausgebildete Hundetrainerin, teilt ihre Begeisterung für das Projekt: „Es gibt oft Vorurteile darüber, wie diese Menschen mit ihren Tieren umgehen. Ich fand es bereichernd, sie zu treffen, zu sehen, wie sie mit ihren Hunden interagieren, und ihnen praktische Tipps zu geben“. Die Hundeerziehungskurse haben bereits positive Auswirkungen gezeigt. Die Hilfeempfänger lernen, besser mit ihren Hunden zu kommunizieren, was eine auf Vertrauen und Verständnis basierende Beziehung fördert. Die Hunde sind nun ruhiger und gehorsamer, was die Spannungen auf der Straße verringert und die Wahrnehmung der Passanten verbessert.

Dank dieser Initiative können die Begünstigten besser mit ihren Tieren umgehen, wodurch problematisches Verhalten vermieden und die emotionale Bindung zu den Tieren gestärkt wird. Das Projekt „Pattegäng“ zeigt, dass es trotz der täglichen Herausforderungen möglich ist, denjenigen, die es am nötigsten haben, Unterstützung und konkrete Lösungen zu bieten.

Und was halten die Teilnehmer von dieser Initiative?

Dimitri, Hilfeempfänger und seine Hündin Dingo, 6 Monate

Mein Name ist Dimitri und dies ist mein drittes Mal in einem Hundekurs. Durch Freunde, die Hunde haben, bin ich es bereits gewohnt, mit Hunden zu leben, daher zögere ich nicht, Fragen zu ihrem Verhalten zu stellen. Ich bin auch hier, um Freunde zu treffen und Erfahrungen auszutauschen. Außerdem habe ich Probleme mit der Polizei, die glaubt, dass ich meinen Hund misshandle, daher sind diese Kurse eine Gelegenheit für mich, zu zeigen, dass ich mich gut um ihn kümmere. Ich habe alle notwendigen Impfungen bei der „Association luxembourgeoise de protection des animaux“ (ALPA) machen lassen.

Im Allgemeinen versuche ich, Ärger zu vermeiden und sorge dafür, dass mein Hund keine Probleme verursacht. Jeden Sonntag bringt eine Dame Futter mit, was mir sehr geholfen hat. Ich lebe nun schon seit mehrere Jahre draußen, aber trotz allem behalte ich die Moral, meine Hündin ist ein Schatz, auch wenn sie mich jeden Morgen um 5 Uhr weckt.

Kevin und sein Hund Beni, 2 Jahre alt

Ich heiße Kevin und mein Hund heißt Beni. Beni ist wie ein kleines Kind: Er ist voller Energie, liebt es zu spielen und zu rennen, und er ist sehr intelligent. Ich nehme aktiv am Unterricht teil und habe wirklich einen großen Unterschied bemerkt. Beni ist jetzt ruhiger, er hört besser zu und das ist wirklich eine Verbesserung.

Mein Ziel mit dem Unterricht ist es, Beni beizubringen, richtig an der Leine zu gehen. In der Stadt ist das notwendig, obwohl es immer noch eine Herausforderung für ihn ist. Er akzeptiert die Leine jetzt besser, auch wenn es anfangs ein echtes Problem war. Beni ist gar nicht aggressiv; er ignoriert andere Hunde oder spielt mit ihnen.

Für mich ist Beni nicht einfach nur ein Hund, sondern er ist wie ein Kind. Ich mache alles mit ihm und er ist immer an meiner Seite. Einmal, am See in Echternach, Beni mag das Wasser nicht, aber er rannte zu meiner Freundin und zog sie aus dem See, als sie ihre Füße ins Wasser steckte. Das war das erste Mal, dass er sich ins Wasser getraut hat, obwohl er danach nicht wieder hineingegangen ist!

Copyright photos Olivier Minaire

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