19 April 2021
Vladimir Petrov, Ingenieur und Leiter der Mission des Luxemburger Roten Kreuzes in der Ukraine, war vergangene Woche zu Gast in Luxemburg. Wir haben seinen Besuch genutzt, um mit ihm über die Situation nahe dem Frontverlauf in Donezk zu sprechen, wo er seit fünf Jahren stationiert ist.
– Was sind die aktuellen Bedürfnisse der Bevölkerung in Donezk?
– Aufgrund des Wiederaufflammens der Feindseligkeiten befürchten wir, dass die Situation erneut in einen Ausnahmezustand münden könnte und die Zahl der Verwundeten steigen wird. Hinzu kommt, dass es außer dem Luxemburger Roten Kreuz und unseren Kollegen vom Deutschen Roten Kreuz nur sehr wenige andere humanitäre Organisationen in Donezk gibt.
Generell ist der Bedarf an medizinischer Grundversorgung vor Ort immer noch immens, obwohl wir zahlreiche medizinische Geräte verteilt, Gesundheitszentren renoviert und Gesundheitshelfer ausgebildet haben.
– Was ist Ihre Mission in der Ukraine?
– Meine Aufgaben haben sich in den letzten 5 Jahren permanent weiterentwickelt. Anfangs haben wir Notunterkünfte für Menschen bereitgestellt, die aus dem Kriegsgebiet im Donbass fliehen mussten. Danach haben wir uns auf die Stärkung der Widerstandsfähigkeit bzw. Gesundheit der Bevölkerung konzentriert, die keinen Zugang zur notwendigen Versorgung hatte.
In jüngster Zeit helfen wir im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie, deren 3. Welle hier potenziell besonders großen Schaden anrichten kann. Wie gesagt, sind die primären Gesundheitsbedürfnisse der Bevölkerung immens – und das bestehende Gesundheitssystem ist noch viel zu schwach, um diese zu befriedigen.
– Was hat Sie dazu bewogen, mit dem Luxemburger Roten Kreuz in die Ukraine zu gehen?
– Ich bin Bauingenieur und habe viele Jahre lang als humanitärer Helfer gearbeitet. Die Internationale Hilfe des Luxemburger Roten Kreuzes, die sich auf Bauaktivitäten und Notunterkünfte spezialisiert hat, war für mich deshalb die perfekte Wahl.
Was die Ukraine betrifft, so ist dies mein bislang längster Einsatz. Das Luxemburger Rote Kreuz wird aufgrund der enormen humanitären Bedürfnisse noch lange Zeit vor Ort sein. Da ich seit fünf Jahren nahe der Front stationiert bin, kann ich die Sicherheitsprobleme verstehen und habe zudem Zugang zu zahlreichen Gesundheitseinrichtungen. Das Gesundheitspersonal vor Ort und die Einheimischen generell kennen das Luxemburger Roten Kreuz, das seit Jahren seine Professionalität unter Beweis stellt. Wir werden hier mit offenen Armen empfangen.