29 Juni 2023
Das luxemburgische Rote Kreuz hat heute seinen Tätigkeitsbericht 2022 vorgestellt. Dieser rückt vor allem die umfangreiche humanitäre Arbeit zur Unterstützung der Opfer des Konflikts in der Ukraine in den Mittelpunkt. Bei der Vorstellung des Berichts wurde zudem darauf hingewiesen, wie sehr gerade die schutzbedürftigsten Mitglieder der Gesellschaft in Luxemburg unter den Folgen dieser Krise sowie der vorausgegangenen Coronavirus-Krise leiden. Dabei seien vor allem junge Menschen besonders stark von den psychologischen Auswirkungen der Ereignisse betroffen.
Michel Simonis, Generaldirektor des luxemburgischen Roten Kreuzes, dazu: „Es ist wichtig sich bewusst zu machen, dass die Schwächsten an allererster Stelle unter den Folgen des Konflikts in der Ukraine leiden, während gleichzeitig noch die langfristigen Auswirkungen der Pandemie spürbar sind. Nach zwei langen Jahren unterschiedlichster Einschränkungen hatten wir uns eigentlich auf eine einfachere Situation eingestellt; stattdessen sind mit dem Ukraine-Konflikt zu den psychologischen und gesundheitlichen Folgen von Covid-19 noch wirtschaftliche Herausforderungen hinzugekommen.„
„Die Schwächsten leiden an allererster Stelle unter den Folgen des Konflikts in der Ukraine.“
Michel Simonis, Generaldirektor des luxemburgischen Roten Kreuzes.
Mireille Neuen, Leiterin der Abteilung Kinder- und Familienhilfe , ergänzt: „Kinder und Jugendliche haben während der Pandemie besonders gelitten, und einige von Ihnen haben starke Unsicherheiten und Ängste entwickelt. Kaum hatte sich der Horizont ein wenig erhellt, kamen mit dem Konflikt in der Ukraine neue Stressfaktoren hinzu. In der heutigen Welt wird es für Jugendliche deshalb immer schwerer, eine Orientierung zu finden und sich eine klare Zukunft vorzustellen bzw. einen positiven Lebensentwurf zu entwickeln.„
„In der heutigen Welt wird es für Jugendliche immer schwerer, eine Orientierung zu finden.“
Mireille Neuen, Leiterin der Abteilung Kinder- und Familienhilfe
Nadine Conrardy, Leiterin der Abteilung Soziale Aktion und Gesundheit , erläutert: „Für viele Familien und Einzelpersonen, die bereits vorher mit einem knappen Budget auskommen mussten, hat der durch den Konflikt in der Ukraine einsetzende Preisanstieg den Alltag noch komplizierter gemacht. Zahlreiche Menschen, die bislang knapp über der Schwelle für den Zugang zur Sozialhilfe lagen, haben seitdem unsere Dienste angefragt. Während die außerordentlichen staatlichen Hilfen vielen Familien geholfen haben, über die Runden zu kommen, sind es vor allem Alleinerziehende und Alleinstehende, welche die Auswirkungen der Krise spüren. Vor diesem Hintergrund haben unsere „Epiceries Sociales“ in den letzten neun Monaten des Jahres 2022 deutlich an Bedeutung gewonnen und ihre Bedeutung im Kampf gegen Prekarität einmal mehr bestätigt.“
„Vor allem Alleinerziehende und Alleinlebende bekommen die Auswirkungen der Krise weiterhin zu spüren.“
Nadine Conrardy, Leiterin der Abteilung Soziale Aktion und Gesundheit.
Die komplexesten Situationen, so Michel Simonis, würden dann entstehen, wenn mehrere Schwierigkeiten zusammenkommen: „Wenn eine Person ein gesundheitliches Problem hat, kann man ihr helfen. Auch wenn eine Person in wirtschaftlichen oder finanziellen Schwierigkeiten steckt, gibt es Möglichkeiten sie zu unterstützen. Und wenn jemand ein psychologisches Problem hat, gibt es Fachleute, die den Menschen begleiten. Wenn jedoch Probleme in zwei oder gar drei dieser Bereiche auf einmal auftreten, wird es sehr kompliziert, damit umzugehen. Und da kommen wir dann meistens ins Spiel.„
Die letzten Monate hätten auch gezeigt, wie relevant die im letzten Jahr vorgestellte Strategie 2030 des luxemburgischen Roten Kreuzes ist. Neben den Bereichen Wohnen und Gesundheit hob Michel Simonis auch die Anstrengungen im Bereich der Freiwilligenarbeit hervor: „Die Gesellschaft wird immer stärker fragmentiert. Das ist eine Herausforderung für uns, denn Solidarität ist das Herzstück unserer Arbeit. Es gibt sehr viele Menschen, die Hilfe benötigen. Umgekehrt gibt es viele andere, die sich nicht damit abfinden wollen, dass die Schwächsten am Wegesrand zurückbleiben. Freiwilligenarbeit ermöglicht es all denjenigen, die dies möchten, sich konkret für andere Menschen einzusetzen.„
Dieser Wunsch sich zu engagieren wurde vor dem Hintergrund des Konflikts in der Ukraine besonders häufig umgesetzt. Michel Simonis dazu: „Damals gab es eine unglaubliche Welle der Solidarität. Menschen stellten Wohnungen zur Verfügung, andere spendeten, wieder andere stellten ihre Zeit zur Verfügung. Wir haben gemeinsam gehandelt und eindrucksvoll bewiesen, dass es Solidarität gibt. Allein das ist ein Grund, optimistisch zu sein und uns weiterhin zu engagieren, sowie Spender und Freiwillige, aber auch öffentliche Einrichtungen und Unternehmen zu mobilisieren.„
Das Rote Kreuz in Zahlen 2022 finden Sie auf unserer Publikationsseite.