30 Juli 2024
Christiane Weintzen, Leiterin des Dienstes Psy-Jeunes, Psychologin sowie Kinder- und Jugendpsychotherapeutin, gibt spannende Einblicke in die neue Eltern-Säugling-Beratung. Dieses innovative Projekt des Roten Kreuzes unterstützt Eltern dabei, die Signale ihres Babys besser zu verstehen und fördert so eine gesunde Bindung.
Projektstart und Finanzierung
Das Projekt erhielt im Januar die mündliche Zustimmung und im Mai die schriftliche Bestätigung des Ministeriums für Bildung, Kinder und Jugend (MENJE), sodass die Beratung kürzlich starten konnte.
Fokus auf Regulationsstörungen
Die Beratung konzentriert sich auf die Behandlung von Regulationsstörungen bei Babys. Diese Störungen können sich in Schlaf-, Ess- oder Schreiverhalten äußern. Ein Säugling kommt mit vielen Selbstregulationsfähigkeiten auf die Welt, die mit der richtigen Unterstützung der Eltern weiterentwickelt werden können. Wenn die Selbstregulation jedoch gestört ist, treten Schlaf- und Essprobleme oder starkes Schreien auf. Die Beratung hilft Eltern, die Signale ihres Babys zu verstehen und darauf richtig zu reagieren. Feinfühligkeit ist dabei essenziell: Eltern lernen, ihr Kind gut wahrzunehmen, es richtig zu interpretieren und sofort auf dessen Bedürfnisse einzugehen. „Feinfühligkeit ist dabei das A und O: Eltern lernen, ihr Kind gut wahrzunehmen, es richtig zu interpretieren und sofort auf dessen Bedürfnisse zu reagieren“, betont die Rotkreuz-Mitarbeiterin Christiane Weintzen.
Einfluss von Belastungen
Babys kommen mit unterschiedlichem Temperament auf die Welt, einige sind leichter aus dem Gleichgewicht zu bringen als andere und brauchen mehr Unterstützung von außen. Physische Probleme wie Depressionen, postnatale Depression oder Angststörungen bei einem Elternteil können die Interaktion mit dem Baby beeinträchtigen und dessen Stresslevel erhöhen. Das Kind spürt diese Belastungen intensiv durch veränderte Körperhaltung oder den Tonus der Eltern. Wenn eine Mutter oder ein Vater angespannt ist, merkt der Säugling, dass etwas nicht stimmt, was ihn noch mehr verunsichert und eine Negativspirale in Gang setzen kann. Häufiges Schreien, wenig Essen und kaum Schlaf können die Folgen sein.
Arbeitsweise mit den Eltern
In der Beratung wird davon ausgegangen, dass alle Eltern ihr Bestes geben wollen. Diese positive Grundhaltung ist die Basis der Eltern-Säuglings-Arbeit, bei der Eltern und Babys wohlwollend, urteilsfrei und wertschätzend unterstützt werden.
Die Arbeit wird vor allem durch Videointerventionen unterstützt. Im Einverständnis mit den Eltern werden kurze Videos von Eltern-Kind-Interaktionen aufgezeichnet und analysiert. Dabei werden sowohl gelungene Interaktionen als auch weniger gut gelingende Passagen identifiziert. Die Videos werden anschließend gemeinsam mit den Eltern angesehen, wobei der Therapeut die Eltern bei der Entdeckung von Entspannungs- und Stressanzeichen beim Kind begleitet. Die Eltern lernen, die Signale ihres Babys richtig wahrzunehmen und zu interpretieren, und erarbeiten Strategien, um gut auf die Bedürfnisse des Kindes zu reagieren.
„Ein besonders schönes Erlebnis in der Beratung ist es, wenn Eltern durch das Betrachten eines Fotos einer gelungenen Interaktion strahlende Augen bekommen und ihr Selbstvertrauen gestärkt wird.“
Christiane Weintzen, Psychologin & Kinder- und Jugendpsychotherapeutin
Mit dieser neuen Eltern-Säugling-Beratung innerhalb des Dienstes Psy-Jeunes setzt das Luxemburger Rote Kreuz ein weiteres Zeichen für die Unterstützung von Familien und zeigt, dass Hilfe dort ankommt, wo sie am dringendsten benötigt wird.