• Startseite
  • Nachrichten
  • Mentale Gesundheit der Jugend: Herausforderungen & Unterstützung vom Roten Kreuz

Mentale Gesundheit der Jugend: Herausforderungen & Unterstützung vom Roten Kreuz

10 Oktober 2024

Anlässlich der aktuellen „Wochen der mentalen Gesundheit“ und des heutigen Welttags der mentalen Gesundheit haben wir mit Christiane Weintzen, Psychologin, Kinder- und Jugendpsychotherapeutin sowie Direktionsbeauftragte bei unserem Dienst Psy-Jeunes, und Stéphanie Silva, Psychologin und Leiterin von unserem mobilen Dienst PsyUp, über die seelische Gesundheit der Jugend gesprochen.

1. Wie steht es aktuell um die seelische Gesundheit der Jugend?

Stéphanie Silva: Die mentale Gesundheit der Jugend ist ein wichtiges Thema. Jugendliche stehen vor vielen Herausforderungen – sei es durch Schule, Sport oder soziale Medien. Häufig sehen wir bei ihnen Diagnosen wie Angststörungen, Depressionen, Essstörungen und sogar Burnout. Der Druck in der Schule und die ständige Onlinepräsenz verschärfen das Problem. Soziale Medien spielen eine große Rolle: Jugendliche vergleichen sich ständig mit anderen und glauben, dass die idealisierten Bilder im Netz die Realität sind. Das führt zu einem geringen Selbstwertgefühl und sozialem Rückzug.

Christiane Weinzten: Das Internet bietet einerseits viele Möglichkeiten, aber es kann auch schädlich sein. Junge Menschen sind oft ohne Begleitung im Netz unterwegs und werden von unrealistischen Idealen und Fehlinformationen beeinflusst. Besonders Mädchen suchen in sozialen Medien Bestätigung und erleben häufig Enttäuschungen, wenn sie kritisiert werden oder nicht dem Idealbild entsprechen, das durch unzählige Filter erzeugt wird. Auch bei Eltern steigt der Druck, perfekt zu sein. Das betrifft vor allem Mütter, die glauben, immer ruhig, geduldig, hübsch und erfolgreich sein zu müssen – was zu familiären Spannungen führen kann bis hin zur Scheidung.

2. Welche Unterstützung bieten Ihre Dienste?

Christiane Weintzen: Beim Dienst Psy-Jeunes bieten wir psychologische Begleitung und/oder Psychotherapie für junge Menschen von 0 bis 27 Jahren an. Wenn die Probleme nicht so schwerwiegend sind, unterstützen wir die jungen Menschen und ihre Eltern dabei, ihre Ressourcen wiederzuentdecken oder neue zu finden, um schwierige Lebenssituationen zu bewältigen. Bei schwereren Fällen, wie Traumata oder intensiven Symptomen, bieten wir eine Psychotherapie an. Hierbei geht es darum, belastende Erlebnisse aufzuarbeiten, um Heilung zu ermöglichen. Wir setzen auf verschiedene therapeutische Methoden, und seit kurzem begleiten uns auch zwei Therapiehunde, die den Prozess unterstützen. Leider beträgt die Wartezeit aktuell acht Monate.

Stéphanie Silva: Der Dienst PsyUp bietet keine Psychotherapie an, sondern unterstützt Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 12 und 26 Jahren in akuten Stresssituationen – zum Beispiel in Jugendhäusern, in Hariko-Häusern oder beim Jugendrotkreuz. Wir helfen Jugendlichen, ihre eigenen Ressourcen zu aktivieren, indem wir ihnen Werkzeuge wie Atemtechniken, Achtsamkeitsübungen oder Tagebuch schreiben an die Hand geben. Oftmals sind Schulstress, familiäre Konflikte oder der Übergang ins Gymnasium oder Berufsleben die Themen, die junge Menschen belasten. Wenn nötig, verweisen wir sie an andere externe Dienste weiter und begleiten sie, um den Einstieg zu erleichtern.

3. Wie tragen die Aktivitäten des Roten Kreuzes dazu bei, das Wohlbefinden der Jugend zu stärken?

Christiane Weintzen: Das Rote Kreuz hat ein breites Spektrum an Hilfsangeboten für junge Menschen. Wir bieten nicht nur psychologische Unterstützung, sondern auch Freizeitaktivitäten wie Ferienfreizeiten vom Jugendrotkreuz oder kreative Angebote in Jugendhäusern und Hariko. Es ist wichtig, dass Jugendliche einen Ort haben, an dem sie sich frei äußern können und ihre Bedürfnisse ernst genommen werden. Auch für Familien gibt es viele Unterstützungsdienste wie Familljenhëllef, ORIBeho oder Families First, die helfen, das familiäre Umfeld zu stabilisieren. Zudem haben wir auch Dienste, die Pflegefamilien und Adoptiveltern begleiten.

Stéphanie Silva: In den Jugendhäusern können Jugendliche selbst aktiv werden und Aktivitäten mitgestalten. Das stärkt ihr Selbstvertrauen und hilft ihnen, ihre Fähigkeiten zu entdecken. Viele Jugendliche wissen oft nicht, was sie gut können, und durch solche Angebote können sie ihre Stärken erkennen und weiterentwickeln. Wir möchten ihnen einen sicheren Rahmen bieten, in dem sie sich wohlfühlen und Vertrauen aufbauen können.


Die seelische Gesundheit der Jugend steht heute vor großen Herausforderungen. Doch mit den richtigen Angeboten und einem unterstützenden Umfeld können Jugendliche gestärkt werden, um die Anforderungen des Lebens zu bewältigen. Das Rote Kreuz bietet zahlreiche Dienste und Aktivitäten an, um junge Menschen zu begleiten und ihnen in schwierigen Momenten zur Seite zu stehen.

Mehr Infos zu unseren Diensten Psy-Jeunes & PsyUp:

Psy-Jeunes – Luxemburger Rotes Kreuz, Mënschen hëllefen (croix-rouge.lu)
PsyUp – Luxemburger Rotes Kreuz, Mënschen hëllefen (croix-rouge.lu)

Christiane Weintzen (l.) & Stéphanie Silva & Therapiehund Benjo