17 Juni 2021
Im Jahr 2020 zwang die Spirale der Gewalt in Burkina Faso, Mali und Niger hunderttausende Menschen dazu, ihre Häuser zu verlassen und Zuflucht in sichereren Orten zu suchen. Die Zivilbevölkerung leidet am stärksten unter der herrschenden Unsicherheit.
„Wir helfen vor allem innerhalb ihres Landes Flüchtenden oder zurückgekehrten Menschen, indem wir ihnen eine würdige und sichere Unterkunft bieten“, erklärt Joëlle Gustin, verantwortliche Einsatzleiterin des Luxemburger Roten Kreuzes für Mali und Burkina Faso. „Wir unterstützen außerdem Schulen, für die wir Klassenzimmer und Latrinenanlagen bauen. Wie bilden die Lehrkräfte in der Erkennung psychosozialer Störungen bei jungen Kindern aus: Die jüngsten Gewaltausbrüche haben in der gesamten Sahelregion zahlreiche Traumata verursacht.“ Die Aktivitäten des Roten Kreuzes in der Sahelregion werden vom luxemburgischen Ministerium für auswärtige und europäische Angelegenheiten und von der Europäischen Union unterstützt.
„Neben den vor der Gewalt fliehenden Menschen helfen wir auch demjenigen Teil der aufnehmenden Bevölkerung, der am stärksten Unterstützung bedarf und der sich oft selbst in einer extremen Notsituation befindet“, ergänzt Alexander Jacoby, verantwortlicher Einsatzleiter für den Niger. Seine Teams haben im Jahr 2020 insgesamt 3300 Unterkünfte gebaut, in denen mehr als 16 500 Zivilisten, die aus unsicheren Gebieten geflohen oder Opfer von Überschwemmungen geworden waren, ein Dach über dem Kopf fanden.
„Die Sahelregion steht ganz klar im Zentrum unserer Strategie“, erklärt Rémi Fabbri, Direktor von Aide Internationale, dem internationalen Hilfsdienst des Luxemburger Roten Kreuzes. „Wir haben dort unsere Aktivitäten ausgeweitet, denn der Bedarf ist einfach enorm und wird täglich größer.“ Vor allem in Burkina Faso fordert der sich ausweitende Sahelkonflikt immer mehr Opfer. Die Zahl der innerhalb des Landes Fliehenden hat sich im Jahr 2020 verdoppelt und liegt nun bei mehr als einer Million Menschen.
Bei ihrer Unterstützung stellen sich zahlreiche Herausforderungen: Die Intensivierung der Kämpfe erschwert in der gesamten Region den Zugang zu grundlegenden Versorgungsdiensten, insbesondere zu Gesundheitseinrichtungen. Die Unsicherheit schädigt zudem die bereits geschwächten Volkswirtschaften. Der Ausbruch der Covid-19-Pandemie sorgt nun für ein zusätzliches Risiko für die Bevölkerung.
Insgesamt unterhält das Luxemburger Roten Kreuz dreißig humanitäre Hilfsprojekte in der Sahelregion. Jüngstes Glied in dieser Reihe ist ein grenzüberschreitendes und von der Europäischen Union unterstütztes Projekt. Es besteht darin, Zivilisten, die aus unsicheren Gebieten fliehen, entlang der Fluchtrouten in der Sahelregion zu helfen. „Es ist eine große Herausforderung, diesen Menschen, die quer durch die Wüste fliehen, weil hier die Grenzen durchlässig sind, zu helfen. Doch für uns war es wichtig, sie nicht zu vergessen“, fügt Alexandre Jacoby hinzu.